Wenn der Tod die Familie trifft
Ein Unfall, eine Krebserkrankung oder Suizid: Gründe, warum Kinder ihre Eltern verlieren, gibt es einige. Wie man Kindern und Jugendlichen helfen kann, solch einen Schicksalsschlag zu bewältigen, war Thema beim Siegener Forum Gesundheit.
Als Expertin zu Gast war Meike Johann, Mitarbeiterin des Beratungszentrums „Hörst du mich?“ des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein. Sie und ihre Kolleginnen unterstützen dabei, Familien vor und nach dem Tod eines Elternteils zu stabilisieren, leisten Hilfestellungen für „das Leben danach“ und bilden zudem ehrenamtlich tätige Familienbegleiter aus.
Statistiken zeigen, dass es allein in Siegen-Wittgenstein jährlich rund 300 Familien gibt, in denen ein Elternteil neu an Krebs erkrankt. „Ist die Diagnose gefallen, wird das Leben der Familie auf den Kopf gestellt“, so Meike Johann. Der Alltag verändere sich komplett – durch zahlreiche Arzttermine, Krankenhausaufenthalte, finanzielle Belastungen und veränderte Zukunftspläne. Für Kinder eine belastende Situation: „Sie sind sensibel und versuchen durch ein angepasstes Verhalten, eigene Sorgen von den Eltern fernzuhalten“, so die Expertin. Daraus entstehe oftmals ein „Bündnis des Schweigens“, da die Eltern dazu neigen, die Belastung der Kinder zu unterschätzen. Die Folgen seien fatal, so Meike Johann: „Kinder entwickeln nicht selten Verhaltensauffälligkeiten, Angststörungen oder eine Depression.“
Ob bei schweren Krankheiten oder dem – im schlimmsten Falle – Tod eines Elternteils: „Wichtig ist ein offener und ehrlicher Umgang miteinander.“ Zudem könnten, so Meike Johann, Erwachsene auch ruhig zugeben, wenn sie etwas nicht wissen. Betroffenen Eltern gab sie mit auf den Weg, dass Kinder häufig anders trauern als Erwachsene: „Kinder springen in Trauerpfützen, sie trauern unkontrolliert, schwanken in ihren Emotionen, reagieren durch Aggression oder Rückzug, bekommen auch Kopf- oder Bauchweh.“
Hilfreich sei es, altersgerechte Trauerbücher zu Rate zu ziehen. Zudem legte Meike Johann den Teilnehmenden kostenlose Apps nahe, die dabei helfen können, die Trauerarbeit zu unterstützen.