Sei wie „Pico Bello“, sei gegen Mobbing
Dass Anderssein völlig normal ist, stand einem Nachmittag lang im Fokus beim Pflegekinderdienst Villa Fuchs in Siegen-Weidenau. In der Einrichtung der Diakonie Soziale Dienste las Carmen Mans aus ihrem ersten Kinderbuch „Pico Bello“.
Die Autorin weiß aus ihrer beruflichen Erfahrung an Schulen, welche Probleme Mobbing mit sich bringt. Mit ihrem Buch setzt sie ein Zeichen für Toleranz. An der Bismarckstraße traf sie auf offene Ohren von Pflegekindern und Pflegeeltern, die aufmerksam Passagen ihrer Geschichte lauschten.
Ein frisch frisierter Dalmatiner, der seine rote Sonnenbrille und sein Skateboard liebt. Das ist Pico Bello aus Hamburg, der Protagonist der Handlung. Bei seiner Menschenfamilie, einem Architektenpaar, geht es dem Hund blendend. Eines Tages lernt er einen Waschbären namens Büchse kennen. Hungrig versucht dieser, einen Kohlkopf aus einem Abfallcontainer zu fischen. Um Büchses Hüften schwingt ein glitzernder Tüllrock. Durch den transparenten Stoff scheint zudem eine Jeanshose hervor. Der Waschbär selbst sieht sich als irgendetwas zwischen Mädchen und Junge. Doch das ist kein Hindernis, weder für die gepunktete, noch für die gestreifte Fellnase. In einem Mix aus duftendem Hundeshampoo und Kohlgeruch entsteht eine tierische Freundschaft. Carmen Mans kommentierte: „Man könnte die Geschichte vergleichen mit einem Kind, das zur Tafel geht, und einem Kind, das aus einer wohlhabenderen Familie kommt. Lasst euch auf Freundschaften ein, unabhängig vom gesellschaftlichen Stand.“ Die Autorin zielt mit ihrem Buch darauf ab, die Welt als bunt anzusehen und die Vielfalt in ihr zu respektieren: „Jeder ist gut so, wie er ist. Und das müssen wir Kindern am besten schon vor dem Start in die Schule klar vermitteln.“
Vom Pflegekind für Pflegekinder: Hätte es für die Lesung in der Villa Fuchs ein Motto gegeben, so wäre dieses wohl sehr passend gewesen. Denn Carmen Mans ist selbst als Kind adoptiert worden und bei einer Pflegefamilie aufgewachsen. „Meine Pflegeeltern haben mich ganz toll unterstützt und mir eine Zukunft geebnet. Auch ihr habt einen tollen Weg vor euch“, sagte die Autorin zu ihren kleinen Gästen. Ihre hauptsächliche Message an dem Tag lautete allerdings: „Traut euch Freunde zu finden. Das macht euch stark gegen Mobbing. Auslachen tut weh. Miteinander zu lachen, ist jedoch wunderschön.“
Ideengeber für den „Pico Bello“-Nachmittag war Niklas Hochstein, Personalsachbearbeiter bei der Diakonie in Südwestfalen. Er war einer der ersten Schüler von Carmen Mans, und beide pflegen heute noch den Kontakt zueinander. Dr. Christian Stoffers, Geschäftsführer der Diakonie Soziale Dienste, bedankte sich für den Vorschlag: „Der Kollege hat den Stein für die Lesung ins Rollen gebracht. Die Idee fanden wir auf Anhieb klasse und mehr als passend für unseren Pflegekinderdienst.“ Carmen Mans erreichte beeindruckte Gäste. „Ich habe eine siebenjährige Pflegetochter und werde gemeinsam mit ihr das Buch zu Hause lesen“, sagte Daniela H. Ein Pärchen aus Hilchenbach zeigte sich ebenso begeistert: „Wir haben eine zweijährige Pflegetochter und halten es für unheimlich wichtig ihr beizubringen, was es heißt tolerant zu sein.“
Der Pflegekinderdienst Villa Fuchs der Diakonie Soziale Dienste begleitet Familien, die ein Pflegekind aufnehmen möchten oder bereits eines aufgenommen haben. Das Team bietet regelmäßig Schulungen an, in denen potenzielle Pflegeeltern über ihre Aufgaben und Voraussetzungen informiert werden und mehr zum Bewerbungs- und Vermittlungsweg erfahren. Für weitere Infos können sich Interessierte per E-Mail an pflegekinderdienst@diakonie-siegen.de oder telefonisch unter 0271 / 681 961 30 an die Einrichtung wenden.