Mikrokalk in der Brust: Vakuumbiopsie spürt Krebs auf
Bei einem Workshop im Diagnostischen Brustzentrum Siegen am Diakonie Klinikum Jung-Stilling haben sich Ärzte und weiteres medizinisches Fachpersonal über die Vakuumbiopsie informiert. Radiologe Dr. Michael Blazek klärte über die Methode auf, mit der sich Kalkablagerungen und kleine Herdbefunde exakt abklären lassen.
Zeigen sich bei einer Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie) kleinste in Gruppen liegende Kalkherde, kann das ein mögliches Anzeichen für Brustkrebs sein und sollte weiter untersucht werden. Mit der sogenannten Vakuumbiopsie lassen sich Kalkablagerungen und kleine Herdbefunde exakt abklären. Der Workshop informierte über die Vorbereitung, Technik und Durchführung dieser schonenden und exakten Methode zur Gewebeentnahme. Dr. Michael Blazek, Facharzt für Radiologie und Leiter des Diagnostischen Brustzentrums, begrüßte zum Workshop 14 Teilnehmer, darunter Radiologen, Medizinische Fachangestellte (MFA) und Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA), die ihr Wissen bei Vorträgen, Vorführungen und praktischen Übungen vertiefen und erweitern konnten. Neben Dr. Blazek hielt auch seine Kollegin Dr. Stavroula Tsiomalou, Fachärztin für Radiologie und stellvertretende Programmverantwortliche Ärztin in der Mammographie-Screening-Einheit Siegen-Olpe-Hochsauerland, einen Vortrag. Außerdem referierten Ivana Coric und Michelle Beier, Screeningfachkräfte im Diagnostischen Brustzentrum Siegen. Die praktischen Übungen und Vorführungen am Mammographie-Röntgengerät und dem Vakuumbiopsie-System gestalteten Udo Rohwedel und Andreas Jung von der Firma Mammotome sowie Carolin Kling und Anke Kirchhübel von der Firma Siemens Healthineers.
Bei der Vakuumbiopsie handelt es sich um eine ambulante und minimalinvasive Untersuchungsmethode, die dann zum Einsatz kommt, wenn verdächtiges oder verändertes Brustgewebe näher untersucht werden soll. Kleine Herdbefunde und winzige Kalkablagerungen, sogenannter „Mikrokalk“, sind von außen nicht tastbar und können nur mithilfe einer Mammographie erkannt und diagnostiziert werden. Weil diese Kalkherde in der Brust eine Vorstufe oder bereits Krebs sein können, werden diese mit Hilfe der Pathologie auf ihre Gutartigkeit oder Bösartigkeit hin unter dem Mikroskop untersucht. „Die Vakuumbiopsie ist dabei die einzige Möglichkeit, den Kalk schmerzfrei, ohne Operation und daher auch ohne Vollnarkose zu entnehmen“, erklärte Dr. Blazek. In seinem Vortrag präsentierte der Mediziner den Teilnehmern verschiedene Beispiele, darunter auch herausfordernde Fälle, die er und sein Team mit der Methode erfolgreich untersuchen konnten.
Die Vakuumbiopsie ist röntgengesteuert. Vor der eigentlichen Probenentnahme wird die Lage der Mikroverkalkungen mithilfe von Röntgenaufnahmen aus unterschiedlichen Richtungen (Stereotaxie) exakt ermittelt. Während der Untersuchung liegt die Frau in der Regel auf der Seite auf einem speziellen Tisch, die entsprechende Brust wird mittels einer speziellen Vorrichtung an dem Mammographiegerät fixiert. Nach einer lokalen Betäubung wird die Nadel für die Vakuumbiopsie gezielt und computergesteuert an die berechnete Stelle eingeführt. Das Biopsie-System arbeitet mit Unterdruck (Vakuum), die Nadel hat einen Durchmesser von 3 Millimetern. Ist die Nadel in der Brust platziert, öffnet sich am unteren Ende seitlich eine Kammer, über die Gewebe angesaugt und mittels eines kleinen Messers abgetrennt wird. „Das Besondere ist, dass sich die Nadel um ihre eigene Achse drehen lässt. Auf diese Weise können bis zu zwölf Proben von der betroffenen Stelle und deren Umgebung entnommen werden“, so Blazek. In einigen Fällen ist es notwendig, die Biopsiehöhle mit einem kleinen „Clip“ über die noch einliegende Hohlnadel zu markieren, damit im Falle eines krankhaften Befundes der Operateur die richtige Stelle wiederfindet. Die Untersuchung dauert etwa eine Stunde. Zeitaufwendig ist dabei die Lagerung und Lokalisierung des Untersuchungsziels. Die Punktion dauert nur wenige Minuten. „Die Anzahl der Proben bei der Vakuumbiopsie erhöht die Sicherheit der Diagnose wesentlich. Außerdem können wir den Kalk häufig vollständig entfernen. Bei einem gutartigen Befund bleibt unseren Patientinnen eine große Operation erspart“, erläuterte Radiologin Stavroula Tsiomalou den Vorteil der Methode. Im praktischen Teil des Workshops stand sie den teilnehmenden Ärzten am Biopsiegerät Rede und Antwort und vermittelte Tipps und Tricks.
„Nach dem Eingriff wird die Brust für etwa zehn Minuten komprimiert. Das ist wichtig, um einen Bluterguss zu vermeiden“, erklärte Screeningfachkraft Michelle Beier. Im Anschluss bekommen die Frauen einen Druckverband, den sie 24 Stunden tragen sollten. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Ivana Coric zeigte sie den anwesenden MTRAs und MFAs am Biopsiegerät, worauf es bei der Vorbereitung und Durchführung ankommt. Der theoretische Teil des Workshops wurde von praktischen Übungen abgerundet. Unter anderem zeigten Udo Rohwedel und Andreas Jung von der Firma Mammotome praktische Übungen zur Biopsie-Vorbereitung und Markierungsoptionen. Am Mammographie-Röntgengerät, dem Siemens Revelation System, konnten die Teilnehmer unter der Anleitung von Carolin Kling und Anke Kirchhübel von der Firma Siemens Healthineers selbst Hand anlegen und eine Phantom-Biopsie durchführen.