Medizinische Klinik II: „Stilling“-Kardiologen etablieren neues Verfahren
Arbeitet die Mitralklappe des Herzens nicht richtig, leiden Betroffene unter erheblichen Symptomen. In der Medizinischen Klinik II des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen wurde nun ein neues Verfahren etabliert, um Patienten die Lebensqualität zurückzubringen.
Abgeschlagenheit, Luftnot, Wassereinlagerungen, unregelmäßiger Herzschlag: Arbeitet die Mitralklappe des Herzens nicht richtig, leiden Patienten unter erheblichen Symptomen, verbunden mit einer stetig fortschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes und sich häufenden Krankenhausaufenthalten. Die Medizinische Klinik II des Diakonie Klinikums Jung-Stilling bietet nun einen weiteren Eingriff an, der Betroffenen minimalinvasiv die Lebensqualität zurückbringen kann – die Perkutane Mitralklappenanulorrhaphie (Carillon™).
Die Mitralklappe liegt im Herzen zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Wie ein Ventil steuert die Klappe die Flussrichtung des Blutstroms. Ist sie undicht, gelangt bei jedem Herzschlag Blut zurück in den linken Vorhof – und staut sich im schlimmsten Fall bis zur Lunge zurück. Bei einer schweren Undichtigkeit sollte die defekte Klappe repariert oder ersetzt werden. „Doch dafür sind die meisten Patienten bereits zu schwach“, erläutert Prof. Dr. Dursun Gündüz, Chefarzt für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Klinik II. Mit dem Carillon-Eingriff steht ihm und seinem Team nun eine minimalinvasive Methode zur Verfügung, um die Undichtigkeit zu beheben. Die Methode kommt zum Einsatz, wenn eine krankhafte Vergrößerung des Herzens (insbesondere des linken Vorhofes) vorliegt, in deren Folge sich der Mitralklappenring und die Mitralklappe erweitert haben und die Klappe somit nicht mehr richtig schließt. Per Carillon-Methode wird nun über die Halsvene ein Katheder nebst Metallspange eingeführt, die den hinteren Teil der Mitralklappe rafft und verschließt. Der rund 60-minütige Eingriff erfolgt unter „Analgosedierung“ (schmerzfreier Dämmerschlaf), das heißt, eine Vollnarkose kann häufig vermieden werden. „Nach fünf bis sieben Tagen kann der Patient uns wieder verlassen“, so Prof. Dr. Gündüz.
Seit rund drei Jahren ist das „Stilling“ bereits als „Zentrum für perkutane Mitralklappenrekonstruktion“ ausgezeichnet, welches das „MitraClip“-Verfahren anbietet. Seit August 2022 ist das Haus zudem von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als „Mitralklappen-Zentrum“ zertifiziert. Mit der Methode werden ebenfalls undichte Mitralklappen versorgt, per Clip, der die beiden Klappensegel in der Mitte zusammenhält. Rund 400 Patienten konnte das Team um Prof. Dr. Gündüz bereits mit dem Verfahren behandeln und auf diese Weise zu mehr Lebensqualität verhelfen.