Internationale Gastärzte schauen Siegener Chefarzt über die Schulter
Sie kommen aus Japan, Indien, Nordmazedonien oder den USA – Gastärzte aus der ganzen Welt nehmen lange Reisen auf sich, um im Siegener Diakonie Klinikum von einem ausgewiesenen Experten zu lernen. Mentor der ausländischen Kollegen ist Chefarzt Professor Dr. Steffen Schröter. Bei ihm hospitieren regelmäßig Gastärzte, die mehr über innovative Operationstechniken im Bereich Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Arthroskopie sowie Deformitätenchirurgie lernen möchten.
Einer von ihnen ist Hem Raj aus Phagwara (Staat Punjab) in Indien. Der 43-Jährige ist ein erfahrener Orthopäde und Unfallchirurg und arbeitet in seinem Heimatland in einer Privatklinik. Er besucht das Krankenhaus für drei Wochen. Die Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie unter der Leitung von Prof. Schröter ist von der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese (kurz AO) als AO Fellowship Zentrum anerkannt. Hierbei handelt es sich um eine internationale Ärztegemeinschaft mit mehr als 450 000 Mitgliedern aus dem Bereich Unfallchirurgie weltweit. Ziel des Austauschprogramms ist es, den Hospitanten Abläufe, Operationstechniken sowie Behandlungsmethoden in diesen speziellen Gebieten näher zu bringen, damit sie das erworbene Wissen in ihrer Heimat entsprechend umsetzen und weitergeben können.
„Die Gastärzte werden während ihrer Hospitation voll ins Team und den Arbeitsalltag eingebunden und begleiten Operationen, Visiten und Behandlungen“, erklärt Prof. Dr. Steffen Schröter. Die Hospitanten lernen während ihrer Aufenthalte in Deutschland Operations- und Behandlungstechniken, die sie in ihrer Heimat nicht kennen. Solche Fellowships richten sich an Ärzte weltweit, die ein hohes Engagement sowie Expertise mitbringen und sich über ihre Facharztqualifikation hinweg weiter spezialisieren möchten.
Hem Raj durchlief ein Bewerbungsverfahren und erlangte so die Möglichkeit, am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen zu hospitieren. Seit Oktober 2021 ist die Klinik zertifiziertes AO Host Center und darf Chirurgen aus der ganzen Welt für ein AO Fellowship aufnehmen. Diese Möglichkeit bieten in Deutschland häufig nur Universitätskliniken. Die Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Jung-Stilling konnte durch Prof. Schröter die notwendigen Kriterien der AO-Foundation erfüllen und erhielt damit eine weltweit bedeutende Auszeichnung. Aber nicht nur über die AO haben Ärzte aus der ganzen Welt Interesse an der Abteilung. Seit Prof. Schröter die Abteilung 2020 übernommen hat waren bereits 22 Gastärzte bei dem Chefarzt zu Gast. „Durch den internationalen Austausch können wir unser Expertenwissen weitergeben. Gleichzeitig ist die Arbeit mit den Gastärzten für mein Team und mich sehr bereichernd und wichtig“, betont Schröter. „Ich selbst habe während meiner Auslandsaufenthalte Operations- und Behandlungstechniken kennengelernt und übernommen und umgekehrt.“
Als zertifiziertes überregionales Traumazentrum und Standort der Luftrettung werden im „Stilling“ schwerst- und lebensbedrohlich verletzte Patienten behandelt. Bei solchen Verletzungen an Wirbelsäule, Becken- oder Bewegungsapparat wie auch posttraumatischen Deformitäten kommt es auf präzise und modernste Operationstechniken an. Viele Eingriffe werden mittels 3D-Bildgebung und Arthroskopie durchgeführt. Damit kann die Versorgungsqualität auf das höchste Niveau gehoben werden.
