Eine Herzschwäche kommt selten allein
In den Herzwochen des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen haben klinische Experten deutlich gemacht, dass eine Herzschwäche oft das Resultat verschiedenster Grunderkrankungen ist. Mit einer Telefonaktion, Präsenz-Vorträgen und Online-Videos erreichten die Fachleute zahlreiche Interessierte.
Die Herzwochen der Diakonie fanden zum 14. Mal in Kooperation mit der Deutschen Herzstiftung und anlässlich der bundesweiten Herzwochen statt.
Ich leide unter Herzstolpern. Kann sich dadurch eine Herzschwäche entwickeln? Ich nehme Medikamente aufgrund von Vorhofflimmern ein. Sollte ich das Präparat wechseln? Diese und viele weitere Fragen wurden von drei Experten des Diakonie Klinikums Jung-Stilling bei der Telefonaktion beantwortet. Zwei Stunden lang standen Professor Dr. Dursun Gündüz (Chefarzt Kardiologie und Angiologie), Privatdozent Dr. Damir Erkapic (Chefarzt Kardiologie und Rhythmologie) und Dr. Werner Meyners (Leitender Oberarzt internistische Intensivstation) Rede und Antwort. „Viele Anrufer informierten sich zu Therapiemöglichkeiten“, resümierte Prof. Gündüz.
Im Anschluss an die Telefonaktion gab es für Interessierte die Möglichkeit, ein wenig in das tägliche Tun der Herzmediziner hineinzublicken. In der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling verfolgten die Gäste in einem Video die operative Versorgung einer undichten Herzklappe. Prof. Dr. Dursun Gündüz moderierte durch das minimalinvasive „MitraClip“-Verfahren: „Wenn Medikamente und Co. nicht greifen, müssen wir weitermachen.“ Kurzatmigkeit und Wassereinlagerungen im Gewebe sind typische Symptome einer undichten Mitralklappe, die sich zwischen linker Herzkammer und linkem Vorhof befindet. Das Blut fließt dabei zurück in den Vorhof, wodurch es dem Körperkreislauf nicht zur Verfügung steht. Dieser Prozess überlastet das Herz, wodurch eine Herzschwäche entstehen kann. Per „MitraClip“ stellen Experten die Schlussfähigkeit der Klappe wieder her. Gündüz: „Wir verschaffen uns einen kleinen Zugang über die Leiste und setzten den Clip per Katheter ein.“
Neben der Mitralklappeninsuffizienz als eine Ursache der Herzschwäche, können auch ein unzureichend behandelter Bluthochdruck, Diabetes mellitus und eine Koronare Herzkrankheit zu der Erkrankung führen. In Deutschland leiden vier Millionen Menschen unter einer Herzschwäche. „Jährlich müssen mehr als 450 000 davon im Krankenhaus behandelt werden“, sagte Dr. Werner Meyners. Atemnot, eine verminderte Belastbarkeit und Wassereinlagerungen sind häufige Symptome. Nicht in jedem Fall ist ein operativer Eingriff nötig. Medikamente sind die wichtigsten Bausteine der Therapie. Ebenso elementar: die Behandlung von Grund- und Begleiterkrankungen. „Menschen mit einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus haben ein zwei bis vier Mal höheres Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln“, verdeutlichte Oberarzt Osman Yilmaz, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Praxisarzt im MVZ Betzdorf-Kirchen. Nach aktuellen Leitlinien seien vier große Medikamentengruppen maßgebend, um die Symptome zu verbessern. Yilmaz: „Wir nennen sie die fantastischen Vier – Betablocker, ACE-Hemmer, MRAs und SGLT-2-Hemmer.“
Bleibt eine Herzschwäche unbehandelt, vergrößern sich mit der Zeit die Herzkammern und das Herz schlägt nicht mehr im üblichen Takt. „57 Prozent aller Menschen mit einer Herzschwäche entwickeln ein Vorhofflimmern. Das ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen“, sagte Privatdozent Dr. Damir Erkapic. Das Vorhofflimmern sei laut ihm als eine Art Kurzschlussreaktion des Herzens zu verstehen. Ohne Therapie erhöht sich das Schlaganfallrisiko. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, ist sie gut behandelbar. Neben Medikamenten kann eine Verödungstherapie, auch Katheterablation genannt, helfen. „Die Lungenvenen, die zum Herzen führen, sind häufig die Verursacher elektrischer Fehlimpulse und damit die Auslöser von Vorhofflimmern. Um es zu bekämpfen, veröden wir diese Venen und unterbrechen so die störenden Leitbahnen.“ Je früher diese Therapie erfolgt, desto höher sind laut Erkapic die Erfolgsaussichten.
Die Online-Kurzfilme der Experten mit weiteren Infos sind auf dem YouTube-Kanal der Diakonie in Südwestfalen oder auf der Aktionsseite www.herzwoche-jung-stilling.de abrufbar. Kostenlose Infomaterialien bietet die Deutschen Herzstiftung an unter www.herzstiftung.de/bestellung.