24 Stunden für Sie da

Zentrale Notaufnahme Kontakt und Informationen

Unsere Leistungen

Krankenhäuser und Praxen zu den Fachärzten

Termine im Überblick

Vorträge, Feste & Fortbildungen zum Veranstaltungskalender

Nach Amputation zurück in den Alltag finden

04.04.2024

Die Referenten beim ersten „Handforum Dreiländereck“ im Siegener Diakonie Klinikum (von links): Mario Becker, Simon Bovelet, Dr. Michael Pausch, Marion Bäumer und Thomas Wiesiolek sowie Kai Moeller, der nach einer Amputation seit 2019 mit einer mechanischen Handprothese zurück in seinen Beruf und Alltag gefunden hat.

Damit Menschen nach Handamputationen optimal versorgt sind, haben sich 70 in- und externe Experten beim ersten „Handforum Dreiländereck“ im Siegener Diakonie Klinikum ausgetauscht.

Wie sehr der Mensch auf seine Hände angewiesen ist, zeigt sich vor allem dann, wenn aufgrund von Unfall oder Krankheit ein Teil der Fingerfertigkeit verloren geht. Damit Betroffene operativ und in der Nachsorge optimal versorgt sind, ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Ärzten, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Orthopädietechnikern wichtig. Im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen haben sich 70 in- und externe Teilnehmer aus diesen Berufsgruppen beim ersten „Handforum Dreiländereck“ ausgetauscht. Dr. Michael Pausch, stellvertretender Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie und Sektionsleiter der Hand- und Ellenbogenchirurgie, führte im Klinik-Hörsaal durch die Fortbildung.

Als Luke Skywalker im Film „Star Wars“ (1980) eine Hand abgetrennt wird, erhält er eine funktionstüchtige Handprothese als Ersatz, die optisch einer Roboterhand ähnelt. „Ist das noch Utopie?“, fragte Dr. Michael Pausch und lieferte selbst die Antwort: „Nein.“ Doch bevor eine Handprothese im realen Leben zum Einsatz kommt, sind meist Handchirurgen gefragt. Die versorgen vor allem nach schweren Unfällen im Rahmen einer manchmal mehrstündigen Operation die verletzte Hand. Simon Bovelet, Oberarzt in der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im „Stilling“, der dort als Handchirurg und Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie tätig ist, machte deutlich, dass neben traumatischen Fällen auch akute Infekte, Tumoren oder Fehlbildungen eine Amputation – also die Abtrennung eines Körperteils von gesundem Gewebe – unumgänglich machen können. Ist der Weichteilschaden zu groß und somit die Rekonstruktion der Gliedmaße (Replantation) aussichtslos, wird eine sogenannte Stumpfbildung erforderlich. An den Stumpf kann später eine Prothese angepasst werden. Bovelet: „Eine Amputation startet mit der Rückkürzung der knöchernen Anteile und der präzisen Identifikation der Gefäßnervenbündel. Es ist wichtig, einen stabilen und belastungsfähigen Stumpf zu bilden, der den Knochen ausreichend mit Weichteil bedeckt.“ In einen speziellen Fokus rückte er die Kommunikation: „Wir müssen die emotionale Ausnahmesituation der Verletzten besonders im Blick haben und sie über die Erfolgsaussichten und Konsequenzen einer Amputation oder eines Erhaltungsversuchs aufklären und dabei den Ablauf der Operation, den Prozess der Wundheilung und die Folgeversorgung genau beschreiben.“

Ist der Amputationsstumpf gut verheilt, kann es mit einer prothetischen Versorgung losgehen. Wie der kosmetische Ersatz von Hand- oder Fingerstrukturen aussehen kann, thematisierte Mario Becker, Orthopädietechnikermeister aus Recklinghausen. Er brachte aus Silikon hergestellte Epithesen mit. „Die Farbe wird an die Hautfarbe der verbliebenen Hand angepasst, Pigmentflecken, feine Adern, Fältchen und teils sogar eine Behaarung können nachgebildet werden. Das Ergebnis wirkt täuschend echt.“ In der Gestaltung ist es dank innovativer Techniken möglich, auch lackierbare Fingernägel individuell aus Acryl nachzubilden. „Der erste Schritt zur Epithesen-Versorgung wäre, einen Antrag bei der Krankenkasse mit einem Rezept vom Arzt zu stellen. Ist die Genehmigung da, folgt die Anfertigung einer Testprothese.“ Diese können Kunden zunächst ausprobieren und, wenn nötig, Korrekturen vornehmen lassen – für das dann final hergestellte Modell.

Rückt die Optik in den Hinter- und die Finger- und Handfunktion in den Vordergrund, kommen Prothesen der neuesten Generation ins Spiel. Thomas Wiesiolek stellte als Vertreter einer auf diese Hilfsmittel spezialisierten Firma aus Köln die sogenannte „Naked-Prothese“ vor, die die natürliche Finger- und damit Greiffunktion imitiert. Diese Prothesen werden individuell aus Titan, Kunststoff und Silikon angefertigt, an Hand, Handgelenk oder an den Fingerstümpfen befestigt und sie funktionieren rein mechanisch. „Ob man sich das Hemd zuknöpft, zur Kaffeetasse greift oder auf der Tastatur tippt – alltägliche Dinge können mit den künstlichen Fingern wieder realisiert werden“, so der Referent. Auch die Handy- und Tablet-Nutzung ist möglich, da die Fingerkuppen auf Wunsch mit einer „Touch“-Funktion ausgestattet werden können. Wie es ist, mit solch einer Prothese zu leben, erfuhr das Publikum von Kai Moeller aus Altena, der mit Thomas Wiesiolek in Siegen zu Gast war. 2018 verunfallte Moeller auf der Arbeit, als seine Finger in eine Maschine gerieten. An einer Amputation von Zeige-, Mittel- und Ringfinger führte kein Weg vorbei. Knapp ein Jahr später erfuhr der Familienvater von der „Naked-Prothese“ und stellte bei einer Probe fest, dass sie genau das Richtige für ihn ist. „Da kamen mir direkt die Freudentränen“, erinnert sich Kai Moeller. Mithilfe der „Stahlfinger“ ist er sogar wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt: „Für meinen Beruf ist die Prothese von immensem Wert. Ich habe bis zu zehntausend kleine Teile in der Hand, die ich ohne die Prothese nicht greifen könnte“, sagt der 45-Jährige, der die Metall-Finger voll und ganz für sich akzeptiert hat.

In der Zeit zwischen Amputation und Prothesenversorgung sowie auch nach Erhalt einer Prothese steht die Ergo- und Physiotherapie im Fokus der Nachsorge. Ziel ist es, den Patienten eine frühe Teilhabe zu ermöglichen. Wie genau, erläuterte Ergotherapeutin Marion Bäumer aus Siegen. „Wir freuen uns über jedes Dokument – von Arzt- und OP-Bericht bis hin zu Röntgenbildern. So können wir ganz exakt auf das eingehen, was die Patienten brauchen.“ Die Therapie beabsichtigt unter anderem Ödeme und Schmerzen zu reduzieren, Narben zu behandeln, den Stumpf zu desensibilisieren und damit Handfunktion zu verbessern. Dabei wird die (Fein-) Motorik der Hand geschult und auch die Anwendung einer Prothese trainiert. Bäumer: „Unsere Erfahrung zeigt, dass es ein großer Vorteil für die Patienten ist, so früh wie möglich mit der Therapie zu beginnen.“

NotrufHome

Feuerwehr/Rettungsdienst: 112

Polizei: 110

Zentrale Notaufnahme: 02 71 3 33 45 13

Giftnotruf NRW: 02 28 1 92 40

Telefonseelsorge: 08 00 111 0 111

Diese Webseite nutzt Cookies

Diese Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung des Erlebnisses unserer Besucher. Indem Sie weiterhin auf dieser Webseite navigieren, erklären Sie sich mit unserer Verwendung von Cookies einverstanden.

Einige dieser Cookies sind technisch zwingend notwendig, um gewisse Funktionen der Webseite zu gewährleisten.

Darüber hinaus verwenden wir einige Cookies, die dazu dienen, Informationen über das Benutzerverhalten auf dieser Webseite zu gewinnen und unsere Webseite auf Basis dieser Informationen stetig zu verbessern.