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Experte rät: Bei Kopfverformungen im Säuglingsalter handeln

31.10.2023

Kindliche Schädeldeformitäten haben in den vergangenen Jahrzenten massiv zugenommen. MKG-Chefarzt Privatdozent Dr. Dr. Jan-Falco Wilbrand erklärte in einem Vortrag, wann eine Therapie sinnvoll ist und welche Möglichkeiten es gibt.

Beim Arzt-Patienten-Seminar im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen erklärte PD Dr. Dr. Jan-Falco Wilbrand, wie Kopfdeformitäten bei Säuglingen entstehen und wann eine Therapie sinnvoll sein kann.

Zahlreiche Eltern kennen das: Ihr Säugling liegt gerne auf dem Rücken oder einer bestimmten Seite, während die Bauchlage schnell für Protest und Tränen sorgt. Doch das Liegen in immer gleicher Position birgt das Risiko, dass sich die noch weichen Schädelknochen der Babys verformen und am Hinterkopf flache Stellen entstehen. Zusätzlich sorgt die wichtige und richtige Empfehlung der Kinderärzte zum sicheren Babyschlaf, welche ausschließlich die Rückenlage beinhaltet, in den vergangenen Jahren für eine massive Häufung von kindlichen Kopfdeformitäten.

Das Hauptwachstum des Schädels findet innerhalb des ersten Lebensjahres statt. Bis zu 15 Zentimeter kann der Kopfumfang dabei zunehmen. Das ist möglich, weil der Schädel eines Babys nach der Geburt aus mehreren Knochenplatten besteht, die erst im Laufe der ersten Lebensjahre zusammenwachsen. Die bindegewebigen Wachstumsfugen zwischen den Knochenplatten, die so genannten Schädelsuturen, münden in der vorderen und der hinteren Fontanelle und ermöglichen dieses starke Wachstum. Laut Dr. Wilbrand gibt es zwei Arten von Schädelverformungen im Säuglingsalter. Lagerungsbedingte Kopfdeformitäten machen dabei mit 60 Prozent den größeren Anteil aus und sind zu unterscheiden von sogenannten Kraniosynostosen. „Diese entstehen, wenn im Säuglingsalter oder auch im Mutterleib vorzeitig eine oder mehrere Schädelsuturen verknöchern. In diesem Fall ist das normale Wachstum des Gehirn- und Gesichtsschädels durch die Verknöcherung beeinträchtigt und es kommt zu deutlichen und typischen Deformitäten“, erklärte der Experte. Das sei nicht nur optisch störend, sondern könne auch zu Hirnschädigungen, Entwicklungsverzögerungen, Sehstörungen und Kopfschmerzen führen. Deshalb kann schon früh eine Operation nötig sein. Im Kopfzentrum am Diakonie Klinikum Jung-Stilling führen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen die Eingriffe gemeinsam mit Neurochirurgen durch.

Experten können die Kraniosynostose und die lagebedingte Schädeldeformität häufig bereits in einer ersten klinischen Untersuchung, zum Beispiel anhand der Kopfform, der Symmetrie des Gesichts, der Lage der Ohren oder einer Vorwölbung der Stirn, unterscheiden. Zum sicheren Ausschluss einer Kraniosynostose kann eine Ultraschalluntersuchung notwendig sein. Um die Schwere einer nicht-synostotischen, also lagebedingten Deformität zu bestimmen, kommt ein standardisiertes Messverfahren zum Einsatz, bei dem der schräge Schädeldurchmesser des Kindes an zwei Stellen bestimmt wird. Aus einer mathematischen Berechnung ergibt sich hieraus ein Richtwert, die sogenannte cranial vault asymmetry (CVA). Liegt der CVA bei bis zu 10 Millimetern ist die Deformität leicht. Bei einem Wert von mehr als 10 Millimetern ist die Asymmetrie moderat und ab 20 Millimetern liegt eine schwere Schädeldeformität vor.

„In den letzten Jahrzehnten haben diese Schädeldeformitäten bei Kindern deutlich zugenommen“, so Wilbrand. „Die Zunahme erklärt sich durch die meist bevorzugte Rückenlage des Kindes, um den plötzlichen Kindstod zu vermeiden, wie es seit den Neunzigerjahren empfohlen wird.“ Um einer Deformität vorzubeugen empfiehlt Wilbrand allen Eltern ihr Kind mehrmals täglich im wachen Zustand und unter Aufsicht auf den Bauch zu legen. Ist eine Seite des Kopfes leicht abgeflacht, sollte der Säugling von der Rückenlage aus auf die nicht abgeflachte Seite gelagert werden. Ein gerolltes Handtuch kann dabei als Stütze dienen. Ebenso können Eltern Osteopathie und Krankengymnastik ausprobieren, um beispielsweise Blockaden in der Wirbelsäulenbeweglichkeit zu lösen oder die Halsmuskulatur zu dehnen.

Der Chirurg machte klar, dass Kopfdeformitäten nicht immer von alleine verschwinden und kein rein optischer Makel sind. „Eine schwere Schädelverformung, zum Beispiel einhergehend mit einer Gesichts- oder Ohrenasymmetrie ist nicht nur ein rein ästhetisches Problem, das im Kindes- und Jugendalter zu Hänseleien führen kann. Zu den Folgen, die zum großen Teil wissenschaftlich untermauert sind, zählen zum Beispiel Kieferfehlstellungen oder Fehlhaltungen in der Wirbelsäule, die häufig auch Auslöser für Kopf- und Nackenschmerzen werden können.“ Laut Wilbrand gebe es Studien, die vermuten lassen, dass Kinder durch diese Deformitäten Probleme mit dem dreidimensionalen Sehen oder Hören haben könnten. Ist die Ohrachse verschoben kann das den Gleichgewichtssinn der Kinder beeinträchtigen und so die motorische Entwicklung erschweren. Ebenso ist eine Verengung im Gehörgang denkbar, die das Hörvermögen mindern kann. „Zu all diesen Auswirkungen lagebedingter Kopfdeformitäten bei Säuglingen ist die Studienlage jedoch leider weiterhin schwach“, so Wilbrand.

Bei schwerer Asymmetrie des Schädels oder, wenn Umlagerungsversuche der Eltern nicht zum gewünschten Ergebnis führen, lässt sich die Deformität meist mit einer Helmtherapie normalisieren. „Die hierbei verwendeten individuellen Kopforthesen werden dabei passgenau für jedes Baby-Köpfchen hergestellt – übrigens in Siegen.“ An den Stellen der Schädelabflachung beinhalten die Helme Hohlräume und sind damit in der Lage, das kindliche Kopfwachstum in eine korrigierende Richtung zu lenken. Es sei wichtig zu wissen, dass der Helm nirgendwo auf den Kopf drückt, sondern lediglich passiv das vorhandene Wachstum lenkt. Selbst stärkste Schädeldeformitäten können damit im Laufe von wenigen Monaten ausgeglichen werden. „Der ideale Therapiebeginn ist zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat.“ Weil der Helm 23 Stunden täglich getragen werden muss, werden die Eltern vorher geschult. Eine Helmtherapie dauert zwischen zwei und vier, manchmal auch sechs Monate. „Der Helm beeinträchtigt nicht das Kopfwachstum“, betont Wilbrand, „er lenkt es in die richtige Richtung.“ In der Ambulanz des Zentrums für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling können sich Eltern, die eine Deformität bei ihrem Kind feststellen, vorstellen und beraten lassen. Infos: 0271 33 00 270 an zmvz@diakonie-sw.de.

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