Vietnamese lernt im Bethesda
Bei Operationen assistieren, Röntgenbilder beurteilen, Patienten auf Station besuchen – Nha begleitete die Chirurgin im Krankenhaus und lernte, wie Operationen an der Schulter und am Kniegelenk durchgeführt werden. Auch privat verbrachte Schulz mit ihrem Gastarzt Zeit, besuchte mit Nha einen Ärztekongress in Berlin, stellte ihn Freunden vor, nahm ihn mit zu Reitstunden und zum Radfahren.
Seit 17 Jahren reist die Oberärztin auf eigene Kosten und in ihrem Urlaub nach Vietnam, um ehrenamtlich Menschen zu behandeln und Mediziner weiterzubilden. Seit fünf Jahren besuchen ihre vietnamesischen Kollegen sie im Bethesda. Finanziell können die Gastärzte die Reisen nach Freudenberg kaum tragen. Das Diakonie Klinikum sorgt für ihre Unterkunft und Verpflegung, Schulz unterstützt sie zudem aus eigener Tasche. Unter anderem die Reisekosten müssen die Mediziner jedoch selbst übernehmen.
Um ihre Besucher zu unterstützen, fragte die Chirurgin vor zwei Jahren bei der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE) für ein Stipendium nach – der Einsatz lohnte sich. Die DVSE rief in der Folge das Internationale Hospitationsstipendium ins Leben und sprach es den Assistenzärzten Thai Hong Phong und Pham Than Nha zu. Schulz freut sich, dass solch ein Stipendium, das meist an große Universitätskliniken vergeben wird, an das vergleichsweise kleine Krankenhaus in Freudenberg ging. „Das spricht wohl für hohe Qualität im Diakonie Klinikum Bethesda“, so Schulz.
Die Erfahrungen der Mediziner, die bislang bei Schulz hospitierten, tragen in Vietnam bereits Früchte. So sind an manchen Krankenhäusern kleine Schulterchirurgie-Abteilungen entstanden. Die Oberärztin tauscht sich regelmäßig mit den Medizinern aus, bekommt Fotos von Eingriffen, wird um Rat gefragt. Außerdem erzählt sie: „Die jungen Ärzte kommen in eine neue Welt. Sie lernen in Deutschland nicht nur medizinische Standards kennen, sondern auch kulturelle Aktivitäten und den Naturschutz.“