Sehnsucht und Trauer: Wenn die Kinder ausziehen
Kommt der Tag, an dem das Kind auszieht, beginnt für Eltern ein neuer Lebensabschnitt. Die Sprösslinge kommen auf einmal nicht mehr wie gewohnt täglich nach Hause, die jahrelange Erziehung und das Zusammenleben fallen plötzlich weg. Die Situation ist für Mütter und Väter vorhersehbar, trifft einige dennoch ganz unerwartet und manche sogar schwer.
Nadine S. zog ihre Söhne in den vergangenen Jahren alleine groß. Mit Anfang 20 verschlug es beide Kinder für ein Studium in andere Städte. Trotz Nadines Freude darüber, dass sie selbstständig und auf gutem Wege sind, herrscht seit dem Auszug ihrer Jungs Trauer in der 58-Jährigen. „Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so sehr treffen würde“, sagt sie. Für Hobbys und ein Ehrenamt fehlt ihr die Motivation. „Das ist mir momentan zu viel.“ Am schwierigsten sei es für Nadine an Wochenenden und Feiertagen und damit in Momenten, in denen Zeit für die Liebsten da wäre. „An Ostern gelang es beiden Söhnen nicht, mich zu besuchen. Da habe ich jeden Tag geweint“, erinnert sich Nadine. Um sich in Situationen wie diesen zu beruhigen, betet sie. Der Vollzeit-Job lenkt sie ab. Das Verhältnis zu ihren Kindern sei nach wie vor gut. Sie telefonieren oft miteinander, besuchen sich gegenseitig. „Sind sie bei mir, so denke ich ein paar Tage vor ihrer Abreise schon darüber nach, dass sie bald wieder weg sind. Das belastet mich dann sehr“, sagt sie bedrückt.
Wer ähnlich wie Nadine S. empfindet und sich in einer geschützten Gruppe austauschen sowie eigene Erfahrungen mitteilen möchte, kann sich an die Selbsthilfekontaktstelle wenden unter Telefon 0271 / 5003 131 sowie per E-Mail an selbsthilfe@diakonie-sw.de.