Mit spirituellen Pausen dem Stress begegnen
Ein Seminar leitete Pfarrer Jörn Contag, der Theologische Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen. „Ohne Ruhepunkte geht es nicht“, stellte er klar. Allerdings räumte er ein, dass es schwer sei, diese im Berufsalltag zu finden: „Wer die Spiritualität in der Arbeitswelt sucht, wird schnell enttäuscht sein.“ Um Leistungs- und Erwartungsdruck zu begegnen, dafür hatte jeder der Teilnehmer allerdings sein eigenes Konzept. „Ein nettes Wort, ein Gruß, ein Händedruck – es reichen schon kleine Sachen aus, um in meiner Arbeitswelt ein spiritueller Mensch zu bleiben und mir den Stress selbst zu nehmen“, brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Ihre Sitznachbarin nutzt zum Abschalten die „Spiritualität der Natur. Der Wald ist meine Meditation.“
Ein gutes Buch lesen, zum Kochtreff gehen oder Sport treiben: Möglichkeiten, einen Ausgleich zu finden, gibt es viele. Eine davon zeigte Andrea Schäfer-Bottenberg auf. Die Ergotherapeutin lud die Teilnehmer zur Klangmassage ein. Dumpf brummte und summte es aus dem Seminarraum, als ein Pendel die Klangschalen zum Schwingen brachte. Im Schein von Kerzen legten die Teilnehmer ihre Schuhe ab – und streiften dafür Gelassenheit über. „Lasst es einfach geschehen“, munterte Andrea Schäfer-Bottenberg zum Mitmachen auf. Die Klänge beruhigten und weckten altbekannte Erinnerungen. Eine Teilnehmerin etwa fühlte sich durch den Anklang der Schalen an Großmutters alte Uhr erinnert, „ein schönes Gefühl von Familie“.
Wie wichtig es für den Menschen ist, Pausen und Aktivität in Einklang zu bringen, erläuterte Prof. Dr. Georg Plasger, Vorsitzender des Ethikforums der Diakonie in Südwestfalen, in seinem Grußwort. Die Spiritualität eigne sich als Kraftquelle, „aber natürlich ist es schwer, eine Klangschalenmeditation im OP-Saal durchzuführen“. Einfacher sei es da, die morgendliche Konferenz mit einer Meditation zu beenden oder regelmäßige Entspannungsübungen im Unternehmen anzubieten. Die Wege sind vielfältig: „Aber abschalten muss sein. Wer nicht loslassen kann, tut seiner Seele nichts Gutes“, so Pfarrerin Christiane Weis-Fersterra, Seelsorgerin im Diakonie Klinikum Jung-Stilling. „Einen Abschluss finden – den Tag beschließen“: So war denn auch der von ihr organisierte Workshop überschrieben. Das Referenten-Quartett am Fischbacherberg vervollständigte Margrit Völzing, koordinierende Ärztin des Onkologie-Zentrums. Ihr Fokus lag beim Ethiktag in Siegen auf dem Themenbereich „Spirituelle Bedürfnisse bei Patienten erkennen – spirituelle Impulse geben“.