Freie Träger bieten unabhängige Hilfe für Migranten
Zugewanderte Menschen bei der Integration in die Gesellschaft unterstützen, sie beraten und begleiten: Diesen Aufgaben nehmen sich fünf hiesige Träger der sozialen Wohlfahrtspflege in enger Zusammenarbeit an. Zum 7. bundesweiten Aktionstag der Migrationsfachdienste haben die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Siegen-Wittgenstein, der Caritasverband Siegen-Wittgenstein/Olpe, die Sozialen Dienste der Diakonie in Südwestfalen und der Verein für soziale Arbeit und Kultur (VAKS) als Träger der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) sowie der Internationale Bund (IB West gGmbH ) Betriebsstätte Siegen als Anbieter des Jugendmigrationsdienstes (JMD) mit regionalen Politikern über die Erfolge und Herausforderungen der Arbeit mit Migranten diskutiert. Durch einen Kooperationsvertrag präzisiert wurde zudem die enge Zusammenarbeit der Migrationsfachdienste mit dem Jobcenter des Kreises Siegen-Wittgenstein und der Agentur für Arbeit Siegen.
Zu Gast in der Weißtalhalle in Kaan-Marienborn waren die Bundestagskandidaten Volkmar Klein (CDU), Luiza Licina-Bode (SPD), Laura Kraft (Bündnis 90/ Die Grünen) und Ekkard Büdenbender (Die Linke). Komplettiert wurde die Runde durch Fred Schwunk vom Jobcenter Siegen-Wittgenstein sowie Maxim Kimerling, Regionalkoordinator des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). „Die besondere Qualität der Beratungsstruktur vor Ort besteht darin, dass sie bei unterschiedlichen freien Trägern angesiedelt ist“, waren sich die Beteiligten einig. „So bietet sie den Ratsuchenden ein professionelles, kostenloses und vertrauliches Angebot und unterstützt die Ratsuchenden darin, ihre Rechte und Pflichten in der neuen Heimat wahrnehmen zu können.“ Bundesweit gefördert wird dieses Angebot durch das BAMF und das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ).
An einem Fallbeispiel erläuterten die Vertreter der Fachdienste die Schwerpunkte ihrer Arbeit. So stehen besonders die Neuangekommen (anerkannte Flüchtlinge, Arbeitsmigranten, Fachkräfte und EU-Zuwanderer), die sich in den ersten Jahren nach ihrer Einwanderung in der neuen Gesellschaft orientieren müssen, im Fokus. Aber auch schon länger in Deutschland lebende Migranten benötigen bei Sprachbarrieren und akuten Krisen fachliche Unterstützung. Die Vertreter der Fachdienste verdeutlichten außerdem, dass Krisensituationen wie Trennungen oder Scheidungen, Pflege und Behinderung, aber auch Religions- und Generationenkonflikte oft komplexe und zeitaufwändige Beratungsprozesse mit sich bringen. Sie seien zwar auf ausländerrechtliche Fragestellungen spezialisiert, berieten aber als „Generalisten“ auch bei Fragen rund um Existenzsicherung, Wohnungs- und Arbeitssuche sowie Qualifizierung und Zugang zu Bildung mit dem Ziel einer gelingenden Integration.
Die Wohlfahrtsträger betonten gegenüber der Politik, dass die Beratungsdienste gerade in der Pandemie ihre hohe Relevanz zeigen konnten, indem neue Zugangswege bereitgestellt und ein kontinuierliches Angebot sichergestellt wurden. Notlagen, die durch Kurzarbeit und Stellenabbau verursacht wurden, konnten so gemildert werden. „Durchschnittlich, so zeigt das landesweite Controlling, berät eine Vollzeitkraft bis zu 300 Fälle im Jahr, wobei die mitberatenden Ehegatten und Kinder nicht mitgezählt sind. Das sind weit mehr Fälle als es für eine hohe Beratungsqualität gut wäre“, betonten die Trägervertreter. „Unser Ziel ist es nicht nur in Notlagen schnelle Lösungen anzubieten, sondern die Ratsuchenden auch langfristig mit dem Wertesystem der freiheitlich demokratischen Grundordnung vertraut zu machen und zu mehr Selbständigkeit zu befähigen.“ Diese Prozesse brauchten oft eine Begleitung über mehrere Jahre. „Damit leisten wir einen Beitrag zu einem friedlichen gesellschaftlichen Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft“, so die Fachkräfte.
Abschließend diskutierten Migrationsdienste und Politik, wie die Angebote zukünftig finanziert und gesichert werden können. Die Wohlfahrtsverbände erläuterten ihren Standpunkt, dass mehr Sicherheit und Kontinuität in der Finanzierung und ein Ausbau der bisherigen Stellen nötig ist, damit nicht nur Migranten in Ballungsräumen, sondern auch in ländlichen Kommunen vor Ort beraten werden können. „Die Eigenmittel an der Finanzierung, die wir bereitstellen und durch Spenden einwerben müssen, stellen uns zunehmend vor größere Herausforderungen“, betonten die Träger.