Endometriose: Ungewollt kinderlos

Eine Endometriose-Betroffene möchte eine Selbsthilfegruppe für Austauschmöglichkeiten gründen. Am Freitag, 29. September, 19 Uhr, informiert ein Dokumentarfilm im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen über die Krankheit.
Mit 14 Jahren bekam Nikita ihre erste Monatsblutung. „Die lief jedoch nicht normal ab“, sagt die 39-Jährige. Schüttelfrost, Durchfall starke Krämpfe und Blutungen quälten sie. Daraufhin verschrieb ihr ein Frauenarzt die Antibabypille, um die Beschwerden zu lindern. Das Rezept ließ er der jungen Frau per Post zukommen. Als Nikitas Stiefvater die Arzneiverordnung sah, schickte er sie an den Mediziner zurück. „Mein Vater dachte in seiner Unwissenheit über die Krankheit daran, dass die Pille der Verhütung dienen sollte.“ Monat für Monat litt die junge Frau an starken Krämpfen, die sie außer Gefecht setzten. Schmerzmittel halfen nur bedingt. Als ihre Eltern sie gut vier Jahre später bewusstlos in ihrem blutverschmierten Bett vorfanden, wurde sie sofort zum Gynäkologen gebracht. Folglich erhielt sie die Antibabypille, um die Blutungen zu unterdrücken. Drei Jahre später prägte sich Nikitas Leidensgeschichte weiter aus: Eine sechs Zentimeter große Zyste befiel einen ihrer Eierstöcke. Dennoch wurde sie nach einer Untersuchung nach Hause entlassen. Die Ärzte wollten abwarten, ob die Zyste von alleine abblutet. „Das war an einem Freitag“, erinnert sich Nikita. Übers Wochenende quälten sie extreme Schmerzen und Krämpfe. Am Montag dann der Schock: Die Zyste wuchs und maß bereits 13 Zentimeter. Folglich kam die junge Frau für eine Notoperation in ein Krankenhaus. Bei dem Eingriff platzte die Zyste, beim Abtragen der Flüssigkeit wurde Endometriose erstmals als gesicherter Befund festgestellt. Durch die OP war Nikita vorübergehend erleichtert. Dieser Zustand änderte sich jedoch bald. Denn die Krankheit befiel ihren Darm. Ein Teil des Organs verklebte und verwuchs an ihrem Beckenknochen. Während eines großen operativen Eingriffs wurde ihr ein Stück vom Bauchfell entfernt. Außerdem stellten die Chirurgen fest, dass auch ihre Gebärmutter angegriffen war ─ sie sichteten eine große Anzahl an Myomen (gutartige Wucherungen in der Muskelschicht der Gebärmutter) und Adenomyosen (ein Befall der Gebärmutter mit Endometriose-Herden). Erschwerend dazu bildete sich eine Krampfader in Nikitas Becken, da die Funktion der Venenklappe an dieser Stelle versagte. Nachdem Nikita dann erneut operativ behandelt wurde, geht es ihr aktuell den Umständen entsprechend gut. Momentan nimmt sie die Antibabypille ein. Die darin enthaltenen Hormone verhindern, dass sich die Schleimhaut monatlich aufbaut und abblutet. „Das ist ein Versuch, die Endometriose einzudämmen und am weiteren Wachstum zu hindern.“
Trotz ihres Schicksals ist Nikita D. eine Kämpferin: „Ich lasse mich nicht unterkriegen und vielleicht wird sich mein Wunsch von einem eigenen Kind eines Tages erfüllen.“ Sie möchte sich die Freude am Leben nicht nehmen lassen und andere Betroffene motivieren, nicht aufzugeben. „Ich freue mich über jeden, der an der Selbsthilfegruppe teilnehmen möchte.“ Interessierte können sich bei Gabriele Hermann von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen unter 0271 333 6422 melden.
Am Freitag, 29. September, ist Tag der Endometriose. Diesbezüglich wird bundesweit der 55-minütige Dokumentarfilm „Endo What?“ gezeigt. In Siegen gibt es diesen in Kooperation mit der Endometriose-Vereinigung Deutschland um 19 Uhr in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling zu sehen. Der englischsprachige Film mit deutschen Untertiteln informiert über die Krankheit, klärt Mythen und lässt Betroffene zu Wort kommen. Interessierte müssen sich für die kostenfreie Veranstaltung nicht anmelden.