Chronische Wunden: Gefäßleiden rechtzeitig behandeln
Jedem vierten Zuckerkranken droht das Diabetische Fußsyndrom. Dabei entwickelt sich am Fuß eine chronische Wunde, die sehr schmerzhaft und deren Heilung langwierig sein kann. Bei besonders schweren Fällen droht eine Amputation. Neben Diabetes Mellitus können verschiedene Gefäßleiden wie Krampfadern, Thrombosen oder Venenschwäche chronische Wunden oder ein offenes Bein begünstigen. Chronische Wunden und offene Beine entstehen, wenn das Gewebe schlecht durchblutet ist. Verengte oder verstopfte Gefäße, verursacht durch Kalkablagerungen, oder krankhaft geschwächte Beinvenen stören den geregelten Blutfluss. „Das Gefühl häufig schwere und müde Beine zu haben, Schmerzen nach kurzen Gehstrecken oder geschwollene Füße können darauf hinweisen“, erklärte Passon. Normalerweise transportieren Beinvenen das Blut aus den Beinen Richtung Herz. Bei einer chronischen Venenschwäche sackt das Blut Richtung Fuß ab. Der Druck in den Gefäßen erhöht sich zunehmend und schädigt vor allem die kleinen und feinen Äderchen. An den Innenknöcheln werden diese blau wie Besenreiser sichtbar. Das Gewebe versucht den Druck über die Haut abzugeben. Die hält dem Druck auf Dauer nicht stand, bricht schließlich auf – ein offenes Hautgeschwür entsteht.
Ein jahrelang erhöhter Blutzucker wiederum begünstigt Schäden an den Nerven und den großen Blutgefäßen. Dadurch kann es zu neurologischen Ausfällen und Missempfindungen an Füßen und Beinen kommen – der Fuß wird fehlbelastet, die Haut rissig und anfälliger für Verletzungen, Druck und Schmerzen werden nicht wahrgenommen, Wunden nicht bemerkt und entzünden sich. „Weil Betroffenen das Gefühl fehlt, schnüren einige ihre Schuhe viel zu fest und schaden so ihren Füßen.“ Passon erklärte, dass beim Diabetischen Fußsyndrom chronische Wunden vor allem an der Fußsohle entstehen. Nicht heilende Wunden sind das Resultat einer Reihe von Beschwerden, die sich über Jahre entwickeln. Der Chirurg weiß: „Viele Patienten warten viel zu lange, bis sie einen Arzt aufsuchen.“ Der Heilungsverlauf einer chronischen Wunde ist langwierig. Dabei kommen je nach Schweregrad spezielle Verbände zum Einsatz. Manchmal kann eine Hauttransplantation helfen. Im Wundzentrum des Diakonie Klinikums Bethesda werden solche Verfahren von Dermatologen durchgeführt. Je nach Größe müssen plastische Chirurgen auch ganze Hautlappen verpflanzen.
Damit es gar nicht erst zu solchen Komplikationen kommt oder gar zu einer Amputation, ist es umso wichtiger, Durchblutungsstörungen und andere Risikofaktoren rechtzeitig zu behandeln. Diabetiker können mit Medikamenten den Blutzuckerspiegel richtig einstellen. Regelmäßige diabetische Fußpflege beugt Hautrissen vor und hilft Hornhaut und Druckstellen zu vermeiden. Spezielle Schuheinlagen verhindern, dass die Füße falsch belastet werden. Bei einer Venenschwäche können Kompressionsstrümpfe und Gehstreckentraining Beschwerden lindern und den Blutfluss positiv beeinflussen.
Steffen Sander ging in seinem Vortrag vor allem auf chirurgische Therapien ein, die „erst dann zum Einsatz kommen, wenn konservative Verfahren nicht greifen“. Sind Krampfadern, Thrombosen in den tiefen Beinvenen oder verengte Arterien für Durchblutungsstörungen verantwortlich, können auch moderne minimalinvasive Operationstechniken helfen. Krampfadern können über eine kleine Sonde von innen behandelt oder entfernt werden. „Bei Beinvenenthrombosen und akuten Gefäßverschlüssen haben Chirurgen zudem die Möglichkeit, den Blutfluss mit einem Bypass umzuleiten. Um Gefäßverschlüsse zu überbrücken, nutzen wir entweder körpereigene Venen oder Kunststoffprothesen“, so Sander. Mit modernen Ballonkathetern lassen sich Gefäßengstellen weiten. Das Verfahren ist schonend, es sind nur kleine Hautschnitte notwendig. Der dünne Katheter wird über eine Leistenarterie durch das Blutgefäß bis hin zur Engstelle vorgeschoben. Dr. Passon betonte, dass bei chronischen Wunden nur die Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen wie Gefäßchirurgie, Dermatologie, Diabetologie oder Podologie einen schnellen Therapieerfolg sichert.