Abhängigkeit ist überall anzutreffen
Cornelia Hartmann von der AWO-Suchthilfe informierte in einem Online-Vortrag über das Erkennen, die Entstehung, Therapie und Prävention von Suchtkrankheiten. Die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang immer stellen sind, wie Abhängigkeit entsteht und wann jemand genau abhängig ist. Dazu gab die Suchttherapeutin Antworten.
Die Referentin machte deutlich, dass Abhängigkeit überall in unserer Gesellschaft anzutreffen ist. Probleme mit Alkohol, Medikamenten oder dem Spielen finden sich unter anderem bei der Nachbarin von nebenan ebenso wie beim Kassierer im Supermarkt oder in der Führungsriege.
Eine Abhängigkeit lässt sich an verschiedenen Symptomen erkennen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, um welche Art von Sucht es sich handelt. Um eine Abhängigkeit zu diagnostizieren, sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Dazu zählt der „Suchtdruck“ (Craving). Damit ist der starke Wunsch oder der Zwang gemeint, das Suchtmittel immer wieder zu konsumieren. Ferner wird die Toleranzentwicklung betrachtet, derzufolge immer mehr des Suchtstoffs benötigt wird, um dieselbe Wirkung zu erzielen. Oft sind der Beginn, die Menge und die Beendigung des Suchtmittelkonsums nicht voll kontrollierbar. „Betroffene trinken früher als sie wollten oder mehr als sie sich vorgenommen haben“, so Hartmann.
Neben dem Konsum lässt sich eine Abhängigkeit auch an den Folgen erkennen. „Dabei geht es um körperliche und psychische Folgen, Probleme in der Familie, mit dem Gesetz oder dem Führerschein“ erklärte Hartmann. Entzugssymptome durch Konsumreduktion können sich auf körperlicher Ebene unter anderem durch Übelkeit und Erbrechen sowie auf psychischer Ebene durch Angst und innere Unruhe deutlich machen. Darüber hinaus wirkt sich eine Abhängigkeit auch auf den sozialen Umgang und das Umfeld der Betroffenen aus. „Der Zeitaufwand, den Abhängige für das Suchtmittel aufbringen, wird insgesamt größer – sei es durch Besorgung, Konsum oder auch den gedanklichen Fokus auf den Konsum“, beschrieb Hartmann das Verhalten. Darunter würden schließlich auch andere Interessen und soziale Kontakte leiden.
Nicht zu unterschätzen sei auch die Tatsache, dass die negativen Folgen von den Betroffenen häufig ignoriert werden. „Körperliche Schäden, soziale Folgen und psychische Veränderungen werden aber trotzdem vom Umfeld wahrgenommen“, sagte Hartmann. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, sich als Angehöriger nicht coabhängig zu verhalten. Darunter zu verstehen ist ein Verhalten, das die Sucht aufrechterhält. Hilfreich sei es immer, Betroffene auf ihren Konsum anzusprechen. Unterstützung bieten Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen. Weitere Infos gibt es unter www.suchthilfe-siegerland.de. Termine können dort jederzeit online vereinbart werden