Raus aus der unerträglichen Müdigkeit
Etwa 60 bis 80 Prozent aller Patienten leiden während einer Tumortherapie unter dem Fatigue-Syndrom, das Beate Rahn als „quälendes, anhaltendes, subjektives Gefühl von körperlicher, emotionaler oder kognitiver Müdigkeit“ beschreibt. Selbst Jahre nach Abschluss der Therapie haben noch rund 30 Prozent der Patienten mit Beschwerden zu kämpfen. Dementsprechend waren viele der 60 Brustkrebspatientinnen, die in den Hörsaal am Diakonie Klinikum Jung-Stilling gekommen waren, konkret betroffen und interessiert an den Hilfestellungen, die Beate Rahn vorstellte. Aber: eine Standardlösung gibt es nicht. „Was hilft, ist sehr individuell.“ Wichtig sei vor allem, den Teufelskreis zu durchbrechen: „Wer rasch erschöpft ist, schont sich. Das führt zu Bewegungsmangel, der die Abnahme der Leistungsfähigkeit weiter beschleunigt.“ Um hier rauszukommen, empfiehlt die Psychoonkologin Bewegung: „Die Steigerung der körperlichen Aktivität kann als vielversprechender Ansatz zur Behandlung der Fatigue angesehen werden.“ Zudem sollten die Betroffenen psychosoziale Interventionen, wie zum Beispiel Stressmanagement und Entspannungstraining, ins Auge fassen.
Im Anschluss an den Vortrag informierten die Chefärzte Dr. Badrig Melekian (St. Marienkrankenhaus) und Dr. Volker Müller (Diakonie Klinikum Jung-Stilling) über neue Entwicklungen in der Behandlung von Brustkrebs. Dabei warnten sie mit Blick auf die Meldung, die zurzeit die Runde macht, dass das Opioid Methadon Krebspatienten helfen könnte, vor falschen Hoffnungen. Die Datenbasis habe das Stadium der Grundlagenforschung noch nicht überschritten und reiche nicht aus, um von einer erfolgversprechenden Idee zu sprechen. Sicher sei heute nur, dass Methadon ein hochpotentes Opioid sei, das falsch dosiert tödlich wirken könne.