Ökumenische Sozialstation Betzdorf-Kirchen feiert 50-jähriges Bestehen
Ob ambulante Kranken- und Altenpflege, hauswirtschaftlicher Dienst, fahrbarer Mittagstisch, Tagespflege, häuslicher Beratungsdienst oder Hausnotruf: Das Angebot ist breitgefächert – und das Standortnetz wächst stetig. Rund 900 Klienten werden mittlerweile von der Ökumenischen Sozialstation gGmbH mit den Standorten in Betzdorf, Kirchen, Gebhardshain, Niederfischbach und Mudersbach aus betreut.
Bis Anfang der 1970-Jahre wurden pflege- und hilfsbedürftige Menschen von vor Ort ansässigen Gemeindeschwestern betreut, meist Diakonissen oder Nonnen. Doch ab 1960 fehlte es hier an Nachwuchs – und es war Zeit, neue Wege zu finden. Im Jahr 1971 schließlich wurde unter der Federführung des damaligen rheinland-pfälzischen Sozialministers Dr. Heiner Geißler eine neue, zeitgemäße Form regionaler Betreuungszentren in Form von Sozialstationen entwickelt und als Pilotprojekt freigegeben. Um das Modell zu unterstützen, bewarben sich die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden der Verbandsgemeinden Kirchen und Betzdorf mit Unterstützung kommunaler Politiker als „Ökumenischer Trägerverein“. Am 1. Oktober startete das Pilotprojekt als Modellversuch und erster ökumenischer Verbund seiner Art. Gründungsmitglieder des Vereins „Ökumenische Sozialstation Betzdorf/Kirchen“ waren die evangelischen Kirchengemeinden in der Region. Als Vorsitzende fungierten Rektor Hans Scholl und Karl-Adolf Zimmerschied. „Ohne diese beiden wären wir nicht da, wo wir jetzt sind“, lobt Harry Feige, Geschäftsführer der Ambulanten Diakonischen Dienste (ADD) der Diakonie in Südwestfalen, die „Männer der ersten Stunde“.
Die Jahre nach der Gründung waren arbeitsreich und für die kirchlichen Träger auch eine hohe finanzielle Belastung. So mussten etwa 20 Prozent der Kosten aus Eigenmitteln aufgebracht werden. Dies war nur möglich mit Spenden, von Privatleuten aber auch von lokalen Unternehmen.
1972 wurden die Aufgabengebiete noch um einen fahrbaren Mittagstisch erweitert. Heute werden täglich bis zu 140 Mahlzeiten ausgeliefert. In den 1990er-Jahren standen die Zeichen auf Wachstum. Stark steigende Nachfrage nach einem Ausbau des Angebotes sowie der Wunsch nach örtlicher Präsenz haben bis heute zu immer wieder neuen Niederlassungen geführt, in Betzdorf, Mudersbach, Niederfischbach und Gebhardshain. 2013 eröffnete die Ökumenische Sozialstation die Tagespflege Giebelwald und schaffte am Kirchener Grindel eine teilstationäre Einrichtung mit einem Betreuungs- und Pflegeangebot für ältere Menschen, die soziale Kontakte suchen oder tagsüber Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten benötigen. 16 Senioren finden hier montags bis freitags einen Platz.
Bis 2010 wurde die Ökumenische Sozialstation im Auftrag der beteiligten Kirchengemeinden von ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern geleitet. Das ständige Wachstum, die daraus resultierenden Haftungsrisiken und immer umfangreicher werdende Dokumentation: Dies waren Gründe, die eine Umstrukturierung notwendig machten. Zum 1. Januar 2011 gründete sich eine eigenständige, operative gGmbH. Mit der Diakonie in Südwestfalen fand sich dabei ein Partner, der Struktur und Organisation auf ein solides Fundament stellte. Und die Zahlen zeigen, dass diese Entscheidung genau die richtige war: Waren es 2011 noch 90 Mitarbeitende, die mit 21 Dienstfahrzeugen gut 390.000 Hilfeleistungen erbrachten, sind es zehn Jahre später 180 Mitarbeiter, 51 Dienstfahrzeuge und knapp eine Millionen Leistungen, die vor Ort erbracht werden. Es zeichnet sich ab, dass die Angebote der Ökumenischen Sozialstation mehr denn je gebraucht werden.
Ohne engagierte Mitarbeitende wäre das Wachstum der vergangenen Jahre nicht möglich gewesen. Wohl und Wertschätzung der Arbeitnehmer hat die Geschäftsführung immer im Blick, unter anderem mit arbeitsfreundlichen Rahmenbedingungen und attraktiven Zusatzleistungen.
50 Jahre Ökumenische Sozialstation: Bei allen Veränderungen ist das Leitbild der Gründer gleichgeblieben: Dies besagt, dass durch den christlich-sozialen Grundgedanken eine ausgewogene Struktur und Balance zwischen Bedürfnissen, fachlicher Leistung und Menschlichkeit hergestellt wird, so dass die Pflege nach dem Motto „Hilfe aus einer Hand“ gelingen kann.
Coronabedingt mussten die Feierlichkeiten zum Jubiläum abgesagt werden. Doch das Fest ist nicht vergessen. Es soll so bald wie möglich nachgeholt werden. Freuen werden sich die Mitarbeitenden aber schon dieses Jahr: Sie werden alle mit einem Geschenk bedacht, verteilt werden „50-Jahr“-T-Shirts und kleine Feinkost-Präsenttaschen.