Herzkrankheiten vernetzt behandeln
Um gestörte Herzfunktionen sichtbar zu machen, gehört das Elektrokardiogramm (EKG) zu den wichtigsten diagnostischen Mitteln. Dabei werden Elektroden am Körper angebracht, elektrische Herz-Ströme gemessen und aufgezeichnet. Mit Privatdozent Dr. Damir Erkapic hat das Diakonie Klinikum Jung-Stilling einen Fachmann darin, Herzrhythmusstörungen zu erkennen und zu behandeln. Der Leiter der Elektrophysiologie, der ehemals in unterschiedlichen renommierten Herz-Kliniken in Deutschland tätig war, stellte den Besuchern Fallbeispiele vor und lud ein, diese zu bewerten. Ferner gab er Tipps, wie angeborene und krankhaft erworbene Veränderungen im EKG exakt ermittelt werden können. „Bleiben diese unentdeckt, können lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten, die individuell behandelt werden sollten“, erklärte Erkapic.
Eine weitere diagnostische Methode stellte Dr. Johannes Rixe, Leiter der nichtinvasiven kardialen Bildgebung im Diakonie Klinikum Jung-Stilling, vor. Mit der kardialen Magnetresonanztomographie (MRT) lassen sich ohne Röntgenstrahlen detaillierte Aufnahmen des Herzens anfertigen. „Mit dem bildgebenden Verfahren können geschädigte Herzmuskelareale, unter anderem nach Herzinfarkten, dargestellt und exakt vermessen werden“, so Rixe. Mit der sogenannten Stress-MRT visualisieren Ärzte, wie das Herz in Ruhe und unter Belastung durchblutet wird. Dafür wird Patienten über die Vene ein Medikament verabreicht, wodurch die Herzmuskulatur kurzfristig höher durchblutet und eine Belastung des Organs simuliert wird. Außerdem kann mit der MRT eine koronare Herzkrankheit frühzeitig nachgewiesen werden.
Verschließen sich Herzkranzgefäße aufgrund von Blutfett- und Kalkablagerungen, kann es passieren, dass das Herz vermindert durchblutet wird und schlimmstenfalls ein Herzinfarkt entsteht. Mittels neuer bildgebender Verfahren können Engstellen exakt ermittelt werden. Wird dabei deutlich, dass ein Gefäß dauerhaft aufgedehnt werden muss, kann ein Stent (Metall-Gefäßstütze) zum Einsatz kommen. Damit wird ein ungehinderter Blutdurchfluss wieder hergestellt. „Ziel ist es, schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkte zu vermeiden“, verdeutlichte Professor Dr. Dursun Gündüz, Leiter der Kardiologie und Angiologie im Diakonie Klinikum Jung-Stilling. Nach Implantation des kleinen Metallgeflechts werden Patienten meist nachsorglich auf eine Medikamenten-Therapie eingestellt, die verhindert, dass sich Blutplättchen verklumpen und ein akuter Gefäßverschluss entsteht. Auf Grundlage neuer Leitlinien, die im Sommer beim Europäischen Kardiologenkongress in Barcelona vorgestellt wurden, gab Gündüz Tipps bezüglich der notwendigen medikamentösen Therapie und ihrer Dauer.
Unter einer Herzschwäche leiden etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland. Dabei ist das Herz nicht fähig, die benötigte Blutmenge durch den Körper zu pumpen. „Atemnot beim Treppensteigen, Wassereinlagerungen in der Lunge, den Beinen sowie am Fußrücken sind typische Symptome“, erläuterte Dr. Fabian Krämer. Die Therapie ist je nach Patientensituation unterschiedlich. Wichtig seien eine individuell angepasste Medikamententherapie. Zusätzlich können eine kathetergestützte Herzklappentherapie und bei fortgeschrittener Herzmuskelschwäche ein Linksherzunterstützungssystem (LVAD) helfen. Während einer Operation wird die mechanische LVAD-Pumpe mit dem Herzen verbunden und in den Körper eingesetzt. Ferner empfahl Krämer, dass Menschen mit Herzschwäche jährlich gegen Grippe geimpft werden sollten.