Ein Koffer voller Erinnerungen
Während an Demenz erkrankte Menschen oftmals vom Hier und Jetzt überfordert sind, fühlen sie sich in Ihrer Vergangenheit geborgen und sicher. Diesen Hintergrund nutzt Demenzführerin Roswitha Schneider für ihr Projekt „Erinnerungen aus dem Koffer“, das im Haus Höhwäldchen in Wilnsdorf Premiere feierte. Das Herzstück bildet dabei ein großer, schwarzer Rollkoffer, vollgepackt mit Erinnerungsstücken aus der „guten, alten Zeit“.
Vor fünf Jahren bildete sich Roswitha Schneider im Bereich „Demenzführung“ in Zusammenarbeit mit dem Demenz-Servicezentrum Südwestfalen im Museum Wilnsdorf weiter. „Dabei lernte ich, wie sehr die Senioren aufblühen, wenn man ihnen die Vergangenheit wieder ins Gedächtnis ruft.“ Roswitha Schneider möchte sich nun auf diesem Sektor engagieren. Den Auftakt machte sie mit der Veranstaltung im Haus Höhwäldchen, in dem sie alle drei Wohnbereiche besuchte: „Hier geht es mir insbesondere darum, Menschen zu erreichen, die nicht mehr mobil sind, die also ihre Wohnbereiche nicht mehr verlassen können.“
Fasziniert betrachtete eine Bewohnerin dabei ein kleines, gehäkeltes Nadelkissen: „So eines habe ich früher auch gehabt, allerdings in einer anderen Farbe“, erinnerte sich die Seniorin. Ihre Sitznachbarin betrachtete derweil verzückt eine haubenartige Kopfbedeckung: „Soll ich die mal aufsetzen?“, fragte sie in die Runde, „meine Mutter hat so etwas immer gerne getragen.“ Auch an die Herren hatte Roswitha Schneider bei der Auswahl der Erinnerungsstücke gedacht. „Was haben wir denn hier?“, fragte sie einen rüstigen Mittachtziger – und reichte ihm einen Rasierpinsel. Dieser wurde sofort ausprobiert, allerdings nur per „Trockenübung“. Mit einer bunten, filigran gestalteten Spieluhr, die zusätzlich auch als Schmucketui verwendet werden konnte, leitete die Demenzführerin schließlich zum musikalischen Teil der Veranstaltung über. Die Senioren erhielten ein Liederbuch und stimmten gemeinsam „Hoch auf dem gelben Wagen“ an.
Die Resonanz der „Höhwäldchen“-Bewohner begeisterte die Teilnehmer genauso, wie die Organisatorin: „Durchaus vorstellbar, das Angebot auch auf andere Seniorenheime auszuweiten. Der Bedarf ist sicher da.“